Patronatsloge / Prinzessinnenstübchen
Johann August von Ponickau ließ sich 1739 beim Neubau der Kirche die barocke Patronatsloge bauen. Das „Callatoris-Betstübchen“ wie es in den Baurechnungen heißt, entstand unter Mitwirkung und Einfluss Thomaes und des Landbauschreibers Johann Christian Simon, dem Baumeister der Kirche. Auf der Loge befindet sich eine Bekrönung in Form einer Vase.
Es war damals üblich, dass die Patronatsherrschaft als Adlige eine eigene Loge mit separatem Zugang von außen hatte. Diese Logen waren meist mit Fenstern vom Kirchenschiff abzutrennen und besonders kostbar ausgestattet. Die Röhrsdorfer Loge zeichnet sich durch die original erhaltene Verglasung aus, die von vergoldeten Fenstersprossen gehalten wird. Diese Fenster sind als Schiebefenster konstruiert und waren während des Gottesdienstes geöffnet. Des Weiteren ist die barocke farbliche Originalfassung der Wände weitgehend erhalten geblieben. Die unteren Wandpartien sind entsprechend restauriert worden. Über viele Jahrzehnte bis zur Vertreibung der Prinzessinnen Reuß j. L. aus Klipphausen (1945) saßen die adligen Damen, wenn sie in Klipphausen residierten und nicht in ihrer Winterwohnung in Dresden waren, im nach ihnen benannten Stübchen.
Seit 1945 fristete die Loge ein trauriges Dasein. Man hatte, um die verfaulenden Dielen und den abfallenden Putz nicht zu sehen, einfach Gardinen vor die Schiebefenster gehängt. Baumaterial, ja sogar Bauchemie, ausgemusterte Möbel, Werkzeuge vom Friedhof und anderes waren hier gelagert worden. Beim Tag des offenen Denkmals 2014 wurde dieser morbide Raum beräumt und erstmals aus Ausstellungsfläche wieder genutzt. Damals entstand der Wunsch, die Loge wieder nutzbar zu machen. Dazu musste der Gasanschluss verlegt, die Dielung durch Sandsteinplatten ersetzt und die Mauer von außen trocken gelegt werden. Nach der Fassadenrestaurierung und dem Einbau neuer Sandsteingewände sowie der Erneuerung der Außentreppe und dem Einbau einer neuen Eichenholztür 2007 konnte die Restaurierung der Loge geplant werden. Dipl.-Restaurator Lange aus Kaufungen hat 2009 die Restaurierung der Patronatsloge und der Kirchenvorsteherloge übernommen. Das Prinzessinnenstübchen ist seitdem temperierbar und wird vor allem auch in den Sommermonaten als Raum für seelsorgerliche Gespräche oder kleinere Versammlungen wie z.B. den Pfarrkonvent gern genutzt.
Im Rahmen dieser Restaurierung wurde im Dezember 2008 nach Abbruch der alten, verfaulten Dielung bei Schachtarbeiten der Türsturz aus dem frühen 17. Jahrhundert gefunden.
Weiterführende Informationen: Die Klipphausener Prinzessinnen