Sonne der Gerechtigkeit gehe auf zu unsrer Zeit- Umschrift auf der neuen Naustädter Sonnenuhr

 

Manfried Eisbein- Lebensraum Scharfenberg e.V.

Nun ist die Sonnenuhr am Wendelstein der Naustädter Kirche angebracht- pünktlich am Freitag vor dem Reformationstag 2016, als bescheidener Beitrag zur Reformationsdekade, waren die handwerklichen Arbeiten abgeschlossen. Rechtzeitig zum Kirchweihfest am 13. November 2016 ist das Gerüst gefallen und so die Sonne scheint, wird der Stab, gut sichtbar, mit der kleinen vergoldeten Kugel auf die „wahre Ortszeit“ in Naustadt hinweisen. An wichtigen Gebäuden lassen sich vielfach derartige alten Zeitmesser finden. Geschaffen wurde das neue Werk vom Steinbildhauer-Meister Ole Göttsche aus Dresden/ Graupa. Die Berechnungen lieferte der Fotograf Roland Bunge aus Scharfenberg.

Der Lebensraum Scharfenberg e.V., der zu seinen Aufgaben auch die Gestaltung und Erhaltung der Zeugnisse unserer Baukultur zählt, hatte sich dieser Aufgabe angenommen. So wie bereits vorher die Epitaph-Tafel der Henriette von Miltitz als Kopie neu entstand und damit in der Anschauung und im Bewusstsein der Gemeinde blieb, so sollte die Sonnenuhr –seit mehr als 30 Jahren geplant– die Kirche zieren. Durch bürgerliches Engagement war dies nun möglich. Dafür danken wir.

Anfängliche Planungen orientierten auf eine bemalte Putzfläche. Später war dann an ein putzsichtiges und lediglich dezent getöntes Sgraffito gedacht. Letztendlich schlug der Kirchenvorstand mit Blick auf die für diese Kirche dominanten Grabdenkmäler aus Sandstein, eine  Reliefplatte vor. Diese Variante war zwar die anspruchsvollste und damit auch teuerste Lösung, hatte aber den Charme, dass sich die Sonnenuhr in der Gestaltung dem Bestand zu- und unterordnen würde, ohne als neues Element eine Dominanz zu entfalten. Dieser denkmalpflegerische  Leitgedanke wurde erfolgreich umgesetzt. In dieser Hinsicht ist auch die ganz zurückhaltende Tönung der Strahlen und Zahlen zu verstehen, wohlwissend, dass es durchaus intensivere Differenzierungen bis hin zu farbigen Gestaltungen geben könnte. Diese bleiben zukünftig durchaus möglich. Die vorgestellte Lösung mag darum vorerst als Entwurf zur Diskussion gestellt werden. Für die Umsetzung einer Außenfassung ist die Jahreszeit ohnehin zu weit fortgeschritten.  

 Zuerst ist es erforderlich technische Details zu erklären. Um Irr­ita­ti­o­nen beim Ab­le­sen der Zeit vor­zu­beu­gen zwei Hin­wei­se zur "Ge­nau­ig­keit" von Son­nen­uh­ren. Dem Lauf der Son­ne fol­gend zei­gen sie die wah­re Orts­zeit (die Sonne erreicht um Punkt 12 Uhr ihren höchsten Stand am Himmel) an, die sich nicht nach den fest­ge­leg­ten Zeit­zo­nen rich­tet. Eine ers­te Ab­wei­chung er­gibt sich, weil Naus­tadt nicht auf dem für die MEZ (Mitteleuropäische Zeit nach „Görlitzer Meridian“) fest­ge­leg­ten Län­gen­grad liegt; da­her geht sie von Haus aus 6 Mi­nu­ten "nach". Außer­dem exis­tiert eine (durch die el­lip­ti­sche Erd­bahn und an­de­re Ef­fek­te her­vor­ge­ru­fe­ne) so­ge­nann­te "Zeit­glei­chung", die mit be­rück­sich­tigt wer­den muss. Es tre­ten Ab­wei­chun­gen von -14 (Mit­te Feb­ru­ar), + 3 (Mit­te Mai), - 6 (Ende Juli) und +16 (An­fang No­vem­ber) Mi­nu­ten auf.

Hinzu kommt zur Sommerzeit selbstverständlich die Differenz einer Stunde durch die Zeitumstellung, die als Antwort auf Verknappung von Energie-Ressourcen in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in Europa flächendeckend eingeführt wurde.

Scharfenberg, am 09.11.2016